„Unten sind immer welche,
auch wenn die Stadt schläft.
Pütt, Stadt, Bürger, Bergleute.
Glückauf!“

Herbert Berger

WortOrt „Am Sudholtshof“

Am Sudholtshof | 59227 Ahlen

Lage:
Im Südosten Ahlens, Richtung Hamm oder Dolberg

Außerdem sehenswert:
Zeche
Die erste Bergarbeitersiedlung „Ulmenhof“
Glückaufplatz

Bildnachweis: Bundesarchiv, B 145 Bild-F015021-0008 / Stoffels, Josef / CC-BY-SA 3.0

Vollständig „eingerichtet“ mit zwei steinernen Gezähekisten als Bänke ist dieser WortOrt, der an den Bergarbeiterdichter Herbert Berger (1919-1992) erinnert. In einer solchen Kiste, die üblicherweise aus Holz war, bewahrte der Bergmann sein Werkzeug auf. Sie diente Herbert Berger häufig als Sitzgelegenheit für seine literarischen Entwürfe. Aber als Nackter im Pütt führte ich kein Notizbuch bei mir, ich musste meine Beobachtungen und Gedanken im Kopf behalten, bis ich wieder bei meinen Klamotten war. Ich schrieb mir alles von der Leber weg.
1951 begann er als Neubergmann Untertage auf dem Bergwerk Westfalen in Ahlen. Ganz in der Nähe dieses Platzes an der später nach dem Bergarbeiterführer benannten Fritz-Husemann-Straße kaufte er 1953 für sich und seine Familie ein Haus. In „Mexiko“ sollte das sein – oder auf hochdeutsch gesagt – in der Gemmericher Siedlung. Ich radelte mit einer geliehenen alten Mühle in die Gegend, wo diese Reihenhäuser entstanden. Weit draußen am Stadtrand entdeckte ich die große Baustelle. (…) Mit dicken Lehmschuhen gelangte ich schließlich an einen Bau, der einmal mir gehören sollte.
Bereits 1939 war die Bergarbeitersiedlung „Am Sudholts Hof“ mit 90 Wohnungen entstanden, dazu zählten die umliegenden Straßen Ahorn-, Buchen- und Pappelweg und Im Hövener Ort. In Anlehnung an den „Mexiko“ genannten Südstadtteil Ahlens heißt sie auch heute noch im Volksmund „Klein-Mexiko“. Der Siedlungs- und Straßenname erinnert an den Hof des Bauern Wilhelm Sudholt, der damals noch abseits der Stadt lag. Ursprünglich plante man, zusätzlich zu den Schachtanlagen I und II westlich der Bahnlinie einen weiteren Schacht zu teufen, so dass die neu anzusiedelnden Bergleute dann gleich weit entfernt von den verschiedenen Arbeitsstätten gewohnt hätten. Begleiten wir Herbert Berger viele Jahre später augenzwinkernd in die Nachbarschaft:

Wenn man durch die Kolonie geht oder in der Gemmericher Siedlung einen Rundgang macht, dann kann man die umgebauten Schweinekoben noch erkennen. Einige Schafe und Ziegen soll es noch geben, aber ein alter Ahlener erklärte mir: „Tja, ich meine früher, so ganz früher, da hatten wir in Ahlen mehr Ziegen wie Direktoren, aber jetzt wird es wohl umgekehrt sein.“

Herbert Berger, Ich und meine Stadt