„…habe recht landnymphenmäßig
durch den Dreck patschen müssen,
über Wallhecken bin ich gekrochen,
die so dornigt waren wie der Himmelsweg“

Katharina Busch

„Heute gab die laue Witterung schon so einen Vorgeschmack vom Frühling, ich wollte sie genießen und machte einen Spaziergang nach Ahlen, aber du lieber Himmel, ich armes Stadtdämchen berechnete nicht, dass es draußen nicht aussehen würde wie auf den Straßen zu Münster, und habe recht landnymphenmäßig durch den Dreck patschen müssen, über Wallhecken bin ich gekrochen, die so dornigt waren wie der Himmelsweg (nur mit dem Unterschied, dass dieser zu einem alten Drecknest führte)…“

Manchmal ging die junge Dichterin Katharina Busch (1791-1831) zu Fuß in die Stadt. Sie kam dann von Haus Kalkstein, einem Adelssitz in der Bauernschaft Severinghausen (Richtung Walstedde). Dann passierte sie das nahe am heutigen Standort der Gedenktafel gelegene Westtor und ging vermutlich auch an ihrem Geburtshaus, dem Anwesen ihrer Großeltern Elverfeldt vorbei, wo sie in den kalten Januartagen des Jahres 1791 als Tochter des Richters Peter Busch und seiner Frau Elisabeth geb. Elverfeldt geboren wurde. Doch kurz nach ihrer Geburt verließ die Familie die Stadt Richtung Münster, nur Katharina kehrte als 17jährige nach Ahlen zurück, und zwar als Kindermädchen und Haushaltshilfe auf das Gut der Familie von Kalkstein. Die lauschigen Gartenanlagen um Haus Kalkstein, die heute nicht mehr zugänglich sind, boten Kathinka die Kulisse für ihren romantischen Lebensentwurf.

 

„Aber die Rasenbank unter meiner Linde wird kühl…“

Katharina Busch-Schücking

… und inspirierten sie zu gefühlvollen Naturgedichten, über die man sich aber in den Weingesellschaften Münsters „das Maul zerriss“ – war das Gedichteschreiben für eine junge Frau doch bestenfalls für den Hausgebrauch erlaubt.
Die prächtige Stadtvilla, die heute Teil des Kunstmuseums ist, stand übrigens zu Katharinas Zeit noch nicht. Ihr Plan wurde 1882 wurde von einer Nachkommin jener Familie, bei der Katharina knapp zwei Jahre als Haushaltshilfe beschäftigt war, nämlich Julia von Kalkstein, als Stadtresidenz in Auftrag gegeben.
Und auch der an den WortOrt angrenzende Stadtpark Kampenwiese mit seiner wechselhaften Geschichte entstand erst viel später. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieses außerhalb des alten Stadtkerns liegende feuchte Gebiet zum Bleichen der Wäsche genutzt.

Die ab 1928 als Park gestaltete Anlage diente den Nationalsozialisten als Aufmarschgelände für Parteiveranstaltungen, nach dem Krieg zunächst wieder als gartenbauliche Nutzfläche und wurde ab 1949 nach und nach zu einer attraktiven Grünanlage umgewandelt.
Heute lassen nur noch einige Fragmente wie die Brunnenanlagen, Mauereinfassungen, Treppenaufgänge aus Naturstein, Parterres, Solitärbäume und Gehölze die ehemalige Pracht des Parks erahnen. In den letzten Jahren wurde der Park aufwändig modernisiert und im Mai 2023 offiziell wieder eröffnet.