Katharina Sibylla Busch-Schücking
* 26. Januar 1791 in Ahlen
† 2. November 1839 in Sögel
Bereits kurz nach ihrer Geburt verlässt Katharina mit ihrer Familie Ahlen Richtung Münster, wo sie wohl die glücklichste und unbeschwerteste Zeit ihres Lebens verbringt. Ein entfernter Verwandter, der 60jährige Dichter Sprickmann, holt das junge Mädchen 1807 aus dem kleinen Dülmen, wo ihr Vater eine Richterstelle hat, für kurze Zeit nach Münster, macht sie mit dem Kreis um die Fürstin von Gallitzin bekannt und ermutigt sie zum Dichten. Als sie anschließend für ein Jahr zurück nach Ahlen geht, erfährt sie dort, dass in der Sammlung Mimigardia (Münster) drei ihrer Gedichte ohne ihr Einverständnis unter ihrem vollen Namen veröffentlicht wurden. Der Skandal ist perfekt: Karikaturen werden in den Weingesellschaften in Münster herumgereicht, die eine ohnmächtig am Fuße des Parnass (Sitz der Musen) liegende Katharina zeigen, während oben die deutschen Dichterfürsten thronen. So ergeht es, ist man sich einig, „dilettierenden Frauenzimmern“, die über den Hausgebrauch hinaus dichten wollen. In einem Brief vom 25. Februar 1809 aus Ahlen-Severinghausen klagt sie Sprickmann: „Wär ich doch kein Weib geworden! daß sich so geduldig in all’ die Fesseln und Einschränkungen des bürgerlichen Lebens schmiegen muß.“
Während Katharina 1813 zu Gast auf Burg Hülshoff weilt und dort der 16jährigen Annette von Droste Hülshoff begegnet, erkennt diese Katharina als verwandte Seele. Rückblickend feiert die Droste sie 1844 – vier Jahre nach Katharinas Tod – in einem Erinnerungsgedicht als „Westphalens Dichterin“.
Katharinas Werk, vor allem Gedichte und einige Prosaentwürfe, bleibt jedoch schmal. Bis zu ihrer Ehe mit dem Juristen Paulus Modestus Schücking ist sie noch recht ambitioniert, versucht sich in verschiedenen literarischen Gattungen, eröffnet im kleinen westfälischen Dülmen eine sonntägliche Teegesellschaft, träumt vom Ideal einer empfindsamen Liebe nach dem Modell Klopstock und Meta. Als Katharina jedoch mit ihrem Bräutigam – die Ehe hat der mit Busch befreundete Sprickmann vermittelt – 1813 ins Emsland zieht, verstummt sie literarisch fast ganz. Während ihr Mann sich auf dem Hümmling als Amtmann und Richter im Dienst des Herzogs zunächst erfolgreich einrichtet, leidet sie an der ländlichen Isolation, der geistigen Anspruchslosigkeit und an ihren ausschließlichen Pflichten als Hausfrau, Mutter und Ehefrau. Ihre Muse ist ihr abhandengekommen.
Die meisten noch erhaltenen Texte sind Anlassgedichte – eben für den „Hausgebrauch“. Ihre Ehe ist – im Gegensatz zu ihrem ersehnten Ideal – von Anfang unglücklich, ihr Mann betrügt sie, zwei ihrer fünf Kinder verliert sie bald nach der Geburt, kurz darauf verstirbt sie selbst erst 40jährig, ohne sich jemals von den „Fesseln des bürgerlichen Lebens“ befreien zu können. Ihr ältester Sohn, der Schriftsteller Levin Schücking, knüpft an ihre Freundschaft mit der Droste und das Talent seiner Mutter erfolgreicher an.
Bildnachweis: Katharina Busch, Gemälde von Johann Christoph Rincklake 1810
ausgestellt im Museum für Westfälische Literatur Haus Nottbeck
Foto: © LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster | Depositum
Schücking