Elisabeth Gallenkemper
* 21. August 1927 in Essen
† 9. Februar 2021 in Ahlen
Elisabeth wird 1927 als drittes Kind von Wilhelmine und Peter Weiland in Essen geboren. 1936 stirbt der Vater. Dank der starken und großherzigen Mutter sind die Kinder- und Jugendjahre der insgesamt vier Geschwister dennoch geprägt von gutem familiärem Zusammenhalt und innigem Zusammengehörigkeitsgefühl. Dann beginnt der Krieg. Die Familie findet Zuflucht auf dem elterlichen Hof der Mutter im Osnabrücker Land. Die junge Frau schließt mit Erfolg zwei Ausbildungen ab, zunächst als Bankkauffrau, danach als Kranken- und OPSchwester. Bis zur Heirat 1956 mit Dr. Heinrich Gallenkemper arbeitet sie in ihrem Beruf, bald in verantwortlicher Stellung. Danach prägen ihre zwei Kinder und die Mitarbeit als Assistentin in der Facharztpraxis ihres Mannes in Ahlen ihr Leben.
Bereits als Kind und Jugendliche bringt Elisabeth mit großer Freude lesenswerte Gedichte und Geschichten zu Papier. Als die Kinder erwachsen sind, weitet sie ihre literarische Tätigkeit aus. Besonders intensiv setzt sie sich mit den japanischen Lyrikformen auseinander, vieles lernt sie durch den intensiven Kontakt mit dem Japanologen Professor Reinhold Hammitzsch, einem profunden Kenner der japanischen Kultur und Literatur. Mit Mitgliedern der Deutschen Haiku-Gesellschaft entwickelt sie sowohl Einzel- als auch gemeinsame Veröffentlichungen.
„Eine Poetin der reduzierten Wortwahl!“ wird sie genannt. Und Rüdiger Jung, versierter Haiku-Dichter, bestätigt: „So kurz, so bündig, so völlig ohne jedes Aufheben, vermag sich wohl nur ein Haijin, ein wirklicher Haiku-Mensch, vorzustellen.“
Mit unerschöpflicher Gedankenvielfalt gelingt es ihr, mit nur wenigen Worten inhalts- und bedeutungsreiche Bilder entstehen zu lassen. Sie lassen den Leser auch an gut Vertrautem neue Facetten entdecken, lassen ihn an tiefgründigen und nuancenreichen, oft auch kritischen und humorvollen, ironischen Gedankenschattierungen teilhaben. Ihre Themen sind vielfältig: Die Natur, die Schöpfung und die Schöpferkraft, das Menschsein, immer wieder auch versetzt mit religiösen, mythischen Akzenten und der klaren Sicht auf zeitgenössische Problemstellungen. Inspirieren lässt sich Elisabeth Gallenkemper zudem von Zeichnungen von Tisa von Schulenburg. Die Künstlerin, 1903 als Tochter eines adeligen Offiziers geboren, lebte seit 1950 als Ordensschwester Paula im Ursulinenkloster in Dorsten. Sie thematisierte in ihren Tuschezeichnungen und Reliefs politische und gesellschaftliche Missstände. Ihren Werken widmet Elisabeth zwei Bände.
Mit zahlreichen Werken und Veröffentlichungen in Büchern, Anthologien und Zeitschriften macht sich Elisabeth Gallenkemper auch überregional einen Namen. Texte von ihr werden ins Russische übersetzt; sie wird als Mitglied aufgenommen in Autorenvereinigungen wie der Deutschen Haiku-Gesellschaft (Vechta), der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik (Leipzig), der Annette von Droste-Hülshoff-Gesellschaft (Münster), dem deutsch-schweizerischen PEN (Zürich/ Bern) und der Interessengemeinschaft Deutscher Autoren (IGDA).
Über das eigene Schreiben hinaus engagiert sich die Autorin im Literatur- und Kulturbetrieb in ihrem Umkreis. In vielen Seminaren der LVHS „Schorlemer Alst“ in Freckenhorst bringt sie sich und ihr literarisches Können ein. Sie ruft die erste Ahlener Haiku-Gruppe ins Leben und begründet den „Ahlener Literaturkreis“. Beide Gruppen prägen für Jahre mit erfolgreichen Aktionen das literarische Gesicht der Stadt Ahlen.
Mit 93 Jahren stirbt Elisabeth Gallenkemper in Ahlen, dem Ort, der ihr zur Heimat wurde.
Im Kleid ohne Taschen
Wandere ich lastlos
Zu den stillfernen Gärten
Und werde festschreiben;
„Das Ende war unverzichtbar schön!“
Foto: privat